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INTERVIEWS imagofeminae.com SPRING 2014 Nr. VI
Im Interview:
Ruth E. Westerwelle
Fotografin
Fotoausstellung "Frauen der APO" im Willy-Brandt-Haus. foto:imagofeminae
Die Frauen der APO- die weibliche Seite von 68
über die Frauen im Zentrum des Aufbruchs von 1968 in der BRD
Fotoausstellung im Willy-Brandt-Haus Berlin
08. März bis 06. April 2014
Fotografien von Ruth E. Westerwelle
Um die Frauen aus der deutschen 68 er Bewegung fotografieren zu können, reiste Ruth E. Westerwelle fast um die halbe Welt. Sie fand Gretchen Dutschke in Amerika und Beate Klarsfeld in Paris aber einige waren auch in Berlin zuhause. In diesem Interview mit imagofeminae spricht Ruth E. Westerwelle über 68erinnen, Ihre eigene fotografische Arbeit, die persönliche Zugang zu den fotografierten Frauen und darüber warum Bilder von Ulrike Meinhof und Petra Kelly bei der Ausstellung nicht dabei sind...
von Paiman Maria Davarifard
Das Portrait von Prof. Tina Thürmer-Rohr Fotografiert von Ruth E. Westerwelle und ausgestellt als "Frauen der APO" im Willy-Brandt-Haus in Berlin 08. März 2014 bis 06. April 2014 foto: imagofeminae
Fotoausstellung "Frauen der APO" im Willy-Brandt-Haus. foto:imagofeminae
Fotoausstellung "Frauen der APO" im Willy-Brandt-Haus. foto:imagofeminae
Besucherinnen bei der Fotoausstellung "Frauen der APO" im Willy-Brandt-Haus.
foto:imagofeminae
Fotoausstellung "Frauen der APO" im Willy-Brandt-Haus. Eva Quistorp zeigt bei der Ausstellung auf das eigene Bild als "Hippie" mit (dem Buch) "Marx" unter dem Arm! am Ostern 1969 im Hause von Prof. Gollwitzer. Die Fotografin war in diesem Fall ihre eigene Mutter. foto:imagofeminae
imagofeminae: Frau Westerwelle! Sind Frauen die Sie hier als „Frauen der APO“ im Zentrum des Aufbruchs von 1968 fotografiert und ausgestellt haben, Vorbilder der deutschen Frauenbewegung?
Ruth Westerwelle: Nein sicher nicht. Einige der hier abgebildeten Frauen haben mit anderen die nachfolgende Frauenbewegung gegründet. Aber Vorbilder wurden sie deshalb nicht. Trotz so manchen männlichen Heroen wie z.B. Rudi Dutschke, wurde der Personenkult in dieser Generation vehement abgelehnt. Gerade die Frauen wollten kollektiv agieren und nicht im Egotrip persönlich Karriere machen. Was sicher ein hehrer Anspruch war, aber leider noch mehr bewirkte, dass der historische Anteil der beteiligten Frauen am damaligen Geschehen schnell und nachhaltig im tiefen Tal des Vergessens versank. Schon im 68er Geschehen wurden die Frauen von den Medien, wie von den beteiligten Männern marginalisiert. Sie galten als „Tippse“, als „Braut von“ und sowieso als „Nebenwiderspruch“ der kommenden Revolution. So wurden sie von Anfang an ihrer eigenständig politisch aktiven Rolle gedeckelt. So wird man kein Vorbild. Aber das finde ich nun aber auch am wenigsten schlimm. Die Frauen hatten Besseres zu tun, als Vorbild zu sein. Und jede Generation muss und will ja doch das Rad neu erfinden.
imagofeminae: Haben Sie die APO Frauen aus den 68er Jahren auch biographisch dargestellt?
Ruth Westerwelle: Ich habe in meiner Arbeit „Die Frauen der APO“ mit ganz wenigen Textzeilen versucht den Frauen zumindest in Stichworten ihrer Biografie halbwegs gerecht zu werden. Der biografische Text besteht aus vier Teilen: Als Erstes gibt es ein Originalzitat der abgebildeten Frau über die damalige Zeit. Dann folgt eine sehr verkürzte Auflistung ihres biografischen Hintergrundes. Kursiv gesetzt folgt dann die Zeit von 68 und endet mit einer kurzen Auflistung wie der Weg der Frau danach weiterging. Dazu stelle ich zwei Fotos gegenüber, eins welches die Frau einerseits im damaligen Geschehen zeigt. Dies sind entweder Zeitungsfotos oder private Fotos, die die Frauen mir zur Verfügung gestellt haben. Darüber bin ich besonders stolz. Es gibt nur wenige Privatfotos aus der Zeit, es galt zum einen spießig, andererseits wollte man auch kein Material bei Hausdurchsuchungen der Polizei liefern. Aus diesem Grund sind Privatfotos aus dieser Zeit eine absolute Rarität. Dem Ganzen gegenüber steht dann meine fotografische Arbeit, das Porträt der Frau im Alter, wo ich versucht habe der jeweiligen Frau in ihrer faszinierenden Komplexität nachzuspüren. Ich finde die Gesamtheit meiner Arbeit kann man auch sehr gut über die Ausstellung hinaus in meinem Ausstellungskatalog „Die Frauen der APO“ ganz in Ruhe auf sich wirken lassen.
imagofeminae: Warum sind bei der Ausstellung Bilder von Ulrike Meinhof und Petra Kelly nicht dabei?
Ruth Westerwelle: Weil ich sie nicht fotografiert habe. Ich habe ja keine historische Arbeit gemacht, es ist eine künstlerische Arbeit. Ich bin Fotografin und die meisten Porträts entstanden um das Jahr 2000 herum und da waren beide schon tot! Als Künstlerin und Fotografin wollte ich in erster Linie die Frauen porträtieren; also auch ein Stück meine künstlerische Sicht auf diese Frauen fotografisch darstellen. Das ging nun leider mit diesen beiden Frauen leider! leider! nicht mehr. Wie auch viele andere, viel zu früh Verstorbene wie z.B. Sigrid Damm-Rüger oder Lena Conrad.
imagofeminae: Wie möchten Sie als Künstlerin Ihre Bilder dargestellt bekommen?
Ruth Westerwelle: Ich würde mich freuen, wenn über die historische Bedeutung meiner Arbeit hinaus auch der künstlerische Wert meiner Porträts erkannt würde. Heutzutage werden Porträts ja immer formal gleich fotografiert, gleiche Pose, gleicher Hintergrund, möglichst gleiche Mimik. Das ist nicht mein Weg. Seit Jahrzehnten ist es mir in meiner fotografischen Arbeit wichtig der Faszination der individuellen Persönlichkeit nachzuspüren. Natürlich ist das auch eine Interpretation, aber ich lasse mich immer von jeder Frau inspirieren. Ich möchte kein vorgefertigtes Bild. Es war immer mein Ehrgeiz, mein Ansporn diesen besonderen Moment zu erwischen. So entstehen die Bilder auch in den unterschiedlichsten Situationen, im Gespräch, im Studio, auf der Straße – wohin mich der Weg gerade mit der jeweiligen Person führt. Manche finden meine Fotos „zufällig“. D.h. sie vermissen den derzeit vorherrschenden Konsens der Gleichförmigkeit. Aber es ist die intensive Beschäftigung mit der zu fotografierenden Person. Nach so einer Fotosession bin ich immer ganz ausgelaugt. Ich möchte dem veröffentlichen Mainstream der Botox-Masken, der Uniformität der Medienwelt meine Sicht der lebendigen Vielfältigkeit entgegensetzen. Das Leben in all seinen Facetten. Ich brauche solche Menschen um mich, in ihrer Verletztheit, ihrer Power, der Verzagtheit, dem Nachdenken, ihrem Mut und dem Lachen.
imagofeminae: Haben Sie versucht das authentische image der 68igerinnen, wiederzugeben?
Ruth Westerwelle: Nein das image war mir sch... egal. Mir ging es darum, die Personen darzustellen. Frauen in ihrer Persönlichkeit, in Ihrem Schaffen, in Ihrer Individualität sichtbar zu machen. Ich kannte ja viele diese Frauen und ich wusste dass sie sehr aktiv waren und auch danach viele wichtige Dinge taten. Eigentlich alle haben etwas aus ihrem Begreifen im 68er Geschehen heraus geschaffen. Sie haben einen individuellen Weg gesucht und gefunden, viele in der Sozialarbeit oder in Kultur oder Politik. Das finde ich spannend. Wie ich es schon bei meiner Rede anlässlich der Vernissage gesagt habe, wir sehen heute das Renommee eines langen aktiv gelebten Lebens.
Das finde ich v o r b i l d l i c h!
Interview mit der Fotografin Ruth E. Westerwelle bei der Fotoausstellung: Die Frauen der APO- die weibliche Seite von 68 über die Frauen im Zentrum des Aufbruchs von 1968 in der BRD Fotoausstellung im Willy-Brandt-Haus Berlin. Von Paiman Maria Davarifard. Copyright ©2014 by imagofeminae.com ALL RIGHTS RESERVED
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